Glossar
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Aliya

Ursprünglich ein arabischer Mädchenname (Betonung auf dem „i“).
Im Neuhebräischen wandelte sich der Name hin zu Aliya oder auch Alija mit der Betonung auf dem letzten „a“. Auch die Bedeutung des Namens veränderte sich durch die Einwanderung meist europäischer Juden nach Palästina hin zu „Aufstieg“, „Wallfahrt“ bzw. „Pilgerfahrt nach Jerusalem“. Im übertragenen Sinne meint dies „Einwanderung nach Israel“.

Alliierte

Die Staaten, die sich im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland zusammenschlossen. Die wichtigsten Alliierten waren die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich (Vier Mächte).

Alterstransport

Am 2. Juni 1942 fuhr der erste der so genannten Alterstransporte Berliner Juden vom Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg nach Theresienstadt. 50 Menschen gehörten zu diesem ersten Transport in das Ghettolager, nur ein einziger sollte überleben. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verließen 116 Transporte mit über 9.600 Menschen den Anhalter Bahnhof. [FHXB Museum]

Altreich

Altreich nannte man nach dem „Anschluß“ Österreichs im März 1938 all jene Teile des Großdeutschen Reiches, die vor diesem Zeitpunkt zum Deutschen Reich gehört hatten.

Anschlag auf Hitler, Stauffenberg-Attentat

Das Attentat vom 20. Juli 1944 war der bedeutendste Umsturzversuch des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus. Als Voraussetzung für einen Machtwechsel, auch unter dem Gesichtspunkt des „Eides auf den Führer“, galt den Verschwörern die Tötung Adolf Hitlers. Hitler überlebte jedoch die Explosion der am 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze von Claus Schenk Graf von Stauffenberg deponierten Sprengladung mit leichten Verletzungen.

Antisemitismus

Eine Jahrtausende alte Vorurteilsstruktur gegen die Religionsgemeinschaft der Juden. Wörtlich genommen bedeutet der Begriff eine Ablehnung einer Gruppe von Sprachen, die als „semitisch“ bezeichnet wird und auch das Arabische umfasst. Tatsächlich aber ist Antisemitismus Feindschaft gegen Juden als Juden, und damit die – bisweilen tödliche – Ablehnung von Menschen einer bestimmten Religion. [KAS]

Appell

Bei einem Appell mussten sich alle Häftlinge auf einem Platz aufstellen und wurden gezählt. Im Lager gab es morgens und abends einen Appell auf dem sogenannten Appellplatz.

Appellplatz

Zentraler Platz im Außenlager, auf dem sich die Häftlinge morgens und abends zum Zählappell oder auch zu Strafmaßnahmen aufstellen mussten.

Arisch

Adolf Hitler und die Ideologen des Nationalsozialismus adaptierten, manipulierten und radikalisierten bereits in den 1920er Jahren die haltlose Behauptung, es existiere eine überlegene arische Rasse, um ihrer Ideologie und Politik Nachdruck zu verleihen. Der Begriff Arier wurde nicht nur als Substantiv für die Bezeichnung von Menschen verwendet. Das zugehörige Adjektiv „arisch” stand für „nichtjüdisch”. Darüber hinaus verwendeten sie den Begriff „Nichtarier” vor allem für Juden, die sie als wesentliche rassische Bedrohung für die deutsche Gesellschaft betrachteten, aber ebenso für Roma und Sinti und Schwarze. [ushmm.org/de]

Außenlager

Lager, das als Außenstelle zu einem Konzentrationslager gehörte. Die SS, aber auch viele Unternehmen nutzten die Arbeitskraft der Häftlinge aus. Es gab mehrere Tausend Außenlager. Um Wulkow sind die Außenlager des KZ Sachsenhausen bei Hermersdorf und in der Krähenheide bei Trebnitz bekannt. Dort Inhaftierte leisteten auch Hilfsarbeiten für den Barackenbau bei Wulkow.

Auswanderung, Emigration

Aufgrund der Situation in der Zeit des Nationalsozialismus entschlossen sich zunächst insbesondere politische Gegner der Nationalsozialisten dazu, das Deutsche Reich zu verlassen. In der Folgezeit gaben vor allem Menschen jüdischer Herkunft ihr deutsches Zuhause auf. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, die Nürnberger Gesetze und die Novemberpogrome 1938 waren die wichtigsten Anlässe. Schätzungen zufolge gingen 500.000 Menschen diesen Weg in der NS-Zeit. Am 23. Oktober 1941 erließ das Reichssicherheitshauptamt unter Heinrich Himmler allerdings ein generelles Ausreiseverbot für Juden, was schätzungsweise 200.000 Menschen betraf. Zuvor hatte die nationalsozialistische Führung, namentlich Hermann Göring, durch die Einrichtung der Reichszentrale für jüdische Auswanderung Anfang 1939 zunächst versucht, die Emigration jüdischstämmiger Deutscher zu beschleunigen.

Bar Mizwa

Jüdische Mädchen und Jungen werden im Alter von 12 bzw. 13 Jahren im Sinne des jüdischen Religionsgesetzes zu Erwachsenen. Die religiöse Volljährigkeit heißt bei Mädchen Bat Mizwa, „Tochter des Gebots“. Bar Mizwa bedeutet „Sohn des Gebots“. Als Bat Mizwa und Bar Mizwa übernehmen Mädchen und Jungen alle religiösen Rechte und Pflichten eines Mitglieds der jüdischen Gemeinschaft.

Baracke

1. Primitive Unterkunft für die Gefangenen im Theresienstädter Außenlager Wulkow (Deckname „Zossen“), die sie hier für sich selbst errichten mussten.
2. Komfortabel ausgestattete Ausweichdienststelle für das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), von den Häftlingen errichtet aus Fertigteilen, mit Wasser-, Strom- und Telefonanschluss, Diensträumen und Sanitärbereich.

Bauschowitzer Kessel

Bauschowitz (Bohušovice) ist die Theresienstadt nächstgelegene Bahnstation an der Fernstrecke Dresden – Prag. Die Entfernung von ca. 6 km bis zum Ghetto wird seit 1942 durch eine von jüdischen Häftlingen angelegte Stichbahn überbrückt.
Für den 11. November 1943 ordnete die SS eine Zählung in der maßlos überbelegten Festung an. Über 40.000 Menschen mussten dazu das Ghetto verlassen („Zählung im Bauschowitzer Kessel“). Der chaotische Ablauf der Prozedur bei Nieselregen und Kälte löste im Dunkeln eine Panik aus, bei der vor allem Kinder, Alte und Kranke ihr Leben verloren.

Befreiung (Theresienstadt)

Am späten Abend des 8. Mai 1945 befreite die Rote Armee das Ghetto Theresienstadt. Ende Mai begann dann die Entlassung der tschechischen, deutschen, slowakischen, niederländischen, französischen, belgischen und österreichischen Häftlinge.

Beit Terezín

Eine 1975 im Kibbuz Givat Chaim (Ihud) eröffnete Forschungs- und Bildungseinrichtung, ein Museum und ein Ort der Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung des Konzentrationslagers Theresienstadt.

Besatzungsbehörde

Nach Ausrufung des deutschen Protektorats im besetzten Böhmen und Mähren am 16. März 1939 eingesetzte nationalsozialistische Verwaltung. An ihrer Spitze stand ab Herbst 1941 Reinhard Heydrich, Architekt des nationalsozialistischen Sicherheitsapparats und entscheidender Organisator der sogenannten „Endlösung der Judenfrage“. Die tschechische Protektoratsregierung blieb auf eine begrenzte Selbstverwaltung unter deutschem Befehl beschränkt.

Boykott gegen jüdische Geschäfte

Als „Judenboykott“ bezeichneten die Nationalsozialisten den Boykott jüdischer Geschäfte, Warenhäuser, Banken, Arztpraxen, Rechtsanwalts- und Notarkanzleien, den das NS-Regime seit März 1933 plante und am Samstag, dem 1. April 1933, in ganz Deutschland durchführen ließ.

Centropa

Centropa ist ein jüdisches Geschichtsinstitut mit Büros in Hamburg, Wien, Budapest und Washington D.C.

Seit Beginn eines Projekts "Jüdische Zeugnisse eines europäischen Jahrhunderts" im Jahr 2000 hat das Institut mehr als 1.250 Lebensgeschichten und knapp 25.000 Familienfotografien digitalisiert.
https://www.centropa.org/

ČSR/ČSSR

Die Tschechoslowakei (am längsten bestehende amtliche Bezeichnung Tschechoslowakische Republik, ČSR) war ein von 1918 bis 1992 bestehender Binnenstaat in Mitteleuropa auf dem Gebiet der heutigen Staaten Tschechien, Slowakei und einem Teil der Ukraine. Zum 1. Januar 1969, nach dem Einmarsch des Warschauer Paktes im August 1968, wurde die Tschechoslowakei eine Föderation, aus der ČSR wurde die ČSSR. Es entstanden eine föderative Regierung und Parlament sowie ein slowakisches und ein tschechisches Parlament mit den jeweiligen Regierungen.

DDR

Abkürzung für Deutsche Demokratische Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten die Alliierten Deutschland. Aus den vier Besatzungszonen entstanden 1949 zwei deutsche Staaten: Die Bundesrepublik Deutschland im Westen und die DDR im Osten. Nach innenpolitischen Unruhen löste sich die DDR 1990 auf.

Entnazifizierung

Die ab Juli 1945 umgesetzte Politik der Vier Mächte, die darauf abzielte, die deutsche und österreichische Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie, Justiz und Politik von allen Einflüssen des Nationalsozialismus zu befreien. Im engeren Sinn versteht man darunter die Entfernung belasteter Personen aus ihren Ämtern und ihre Bestrafung. Im weiteren Sinn umfasst der Begriff auch das Verbot nationalsozialistischer Gesetze, Organisationen, Symbole und Schriften.

Epidemie

Schnelles regionales Ausbreiten einer ansteckenden Krankheit mit einer überdurchschnittlich großen Zahl von Erkrankten.

Erster Weltkrieg

1914-1918. Als Auslöser gilt das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand. Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg. Wichtige Kriegsparteien waren die sogenannten "Mittelmächte", bestehend aus dem Deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn. Ihnen schlossen sich das Osmanische Reich und das Königreich Bulgarien an. Diesen gegenüber stand die sogenannte "Entente", auch Alliierte genannt, mit Frankreich, Großbritannien und Russland. Auch andere Staaten wie Italien, Japan oder die USA schlossen sich ihnen an.

Der Krieg kostete rund 17 Millionen Menschen das Leben. Eine Revolution, die in Norddeutschland begann, setzte dem mörderischen Treiben schließlich ein Ende. Am 11. November 1918 unterzeichnete nördlich von Paris eine Kommission für die deutsche Regierung einen Waffenstillstand.

Der Vertrag von Versailles, geschlossen am 28. Juni 1919 zwischen den 26 alliierten und assoziierten Mächten und dem Deutschen Reich, wies dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs (Artikel 231) zu.

Fabrikaktion

Als Fabrikaktion wird die Verhaftung der bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden bezeichnet, die bis zum 27. Februar 1943 noch in Berliner Rüstungsbetrieben oder von der jüdischen Kultusvereinigung zwangsbeschäftigt waren.

Familienlager in Auschwitz (Sektion BIIb)

Im September 1943 wurden aus dem Ghetto Theresienstadt in zwei Transporten 5.000 Häftlinge nach Auschwitz-Birkenau deportiert, die im Unterschied zu früheren Transporten ungewöhnliche Privilegien erhielten. So wurden die Theresienstädter Häftlinge nach der Ankunft nicht dem demütigenden Ritual des Kopfscherens unterzogen, die Kinder wurden tagsüber in einem speziellen Kinderblock betreut. Im Dezember 1943 und Mai 1944 kamen dann in mehreren großen Transporten aus Theresienstadt weitere 12.500 Häftlinge in Auschwitz II-Birkenau an.

 

Bis heute ist nicht ganz klar, warum die Organisatoren der „Endlösung“ das Familienlager mit seinen – für Auschwitzer Verhältnisse – ungewöhnlichen Privilegien errichteten. Bekannt ist nur, dass diese merkwürdige Aktion mit den nationalsozialistischen Bestrebungen, den Genozid an den Juden vor der Außenwelt zu verschleiern und mit dem Besuch der Kommission des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes in Theresienstadt zusammenhing, für den die Theresienstädter SS-Lagerkommandatur befahl, das Ghetto zu „verschönern“. Die Auflösung des Familienlagers am 8. März und 10.-12. Juli 1944 war der größte Massenmord an tschechoslowakischen Bürgern zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.

https://www.holocaust.cz/de/geschichte/nazistische-konzentrationslager-und-ghettos/konzentrationslager/auschwitz-2/das-theresienstaedter-familienlager-in-auschwitz-birkenau/

Fleckfieber

Infektionskrankheit, die durch Läuse übertragen werden kann. Kranke fühlen sich sehr schwach und haben Fieber. Ohne richtige Behandlung können Menschen an Fleckfieber sterben.

Führungszeugnis

Eine Urkunde, die bescheinigt, ob die betreffende Person vorbestraft ist oder nicht.

Funktionshäftling

Häftling, den die SS mit einer bestimmten Funktion im Konzentrationslager beauftragte.

Gedenkstätte

Gedenkstätten zu Lagern in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern an das Leid und die Ermordung der dort inhaftierten Menschen.

Geiselhaft

Die von offizieller Seite veranlasste Gefangenschaft einer oder mehrerer Personen als Geiseln. Die Wulkower sahen sich in Geiselhaft, da ihren Angehörigen in Theresienstadt das Überleben zugesichert war.

Gestapo

Abkürzung für Geheime Staatspolizei. Die Gestapo verfolgte und verhaftete Gegner:innen der Nazis, jüdische Menschen sowie Sinti und Roma. Die Gestapo folterte viele Menschen und sperrte sie in Konzentrationslager.

Ghetto

Teil einer Stadt oder eines Dorfes, in dem nur Jüdinnen:Juden leben durften. Die Nazis richteten Ghettos vor allem in den besetzten Ländern in Osteuropa ein.

Hachschara

Ein jüdisches Vorbereitungslager landwirtschaftlicher Ausrichtung zur Auswanderung junger Jüdinnen:Juden nach Palästina und das Leben im Kibbuz. Hachschara heißt »Vorbereitung«.

Häftlingskleidung

Die Häftlinge im Außenlager Wulkow trugen Zivilkleidung. Häftlinge der KZ-Außenlager Hermersdorf und Trebnitz mussten eine blau-weiß gestreifte Jacke und Hose tragen.

Häftlingsnummer

Häftlinge in den KZ-(Außen-)Lagern hatten eine Nummer. Diese wurde häufig auf ein Stück Stoff gedruckt. Der Stoff wurde auf die Häftlingsuniform oder auf andere Kleidungsstücke genäht. Nur in Auschwitz wurden Häftlinge auch tätowiert.

Häftlingswinkel

Die sogenannten Winkel waren Dreiecke aus Stoff in verschiedenen Farben. Sie waren auf die Kleidung der KZ-Häftlinge aufgenäht. Jede Gruppe von Häftlingen musste eine andere Farbe tragen. Die Wulkower trugen Zivilkleidung, die ihnen aus Theresienstadt geschickt wurde.

Hashomer Hatzair

„Der junge Wächter“ – Eine sozialistische, zionistische und jüdische Jugendorganisation, gegründet vor dem Ersten Weltkrieg in Wien.

Hechaluz

(hebräisch für „Pionier“) – eine zionistische Weltorganisation, deren deutscher Landesverband seit 1922 bestand.

Der Hechaluz organisierte Auswanderungen nach Palästina und ermöglichte den jüdischen Jugendlichen eine gemeinschaftliche handwerkliche oder landwirtschaftliche Ausbildung in Hachschara-Lagern, die sie auf ein Pionierleben in Palästina vorbereiten sollte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entwickelte er sich zur größten jüdischen Jugendorganisation im Deutschen Reich mit zeitweise 15.000 Mitgliedern.

Hierarchie

Hierarchie bedeutet in den Lagern eine durch die SS hergestellte Rangordnung unter den Häftlingen.

Hitlerjugend

Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP. Sie wurde ab 1926 nach Adolf Hitler benannt und unter der Diktatur des Nationalsozialismus in Deutschland ab 1933 zum einzigen staatlich anerkannten Jugendverband. Die anfangs noch formell freiwillige Mitgliedschaft wurde am 1. Dezember 1936 durch das "Gesetz über die Hitler-Jugend" und am 25. März 1939 durch die Einführung der "Jugenddienstpflicht" zur Zwangsmitgliedschaft.

Holocaust

Ein Wort aus der griechischen Sprache. Wörtlich übersetzt heißt es Brandopfer. Es steht für Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen:Juden. durch die Nazis und ihre Helfer:innen. Jüdisch „Shoah“

Ideologie

Idee oder Vorstellung, mit der Menschen die Welt erklären. Merkmale der nationalsozialistischen Ideologie waren Größenwahn, Fanatismus, Nationalismus, Rassismus und Menschenverachtung. In ihrem Sinne wurden sechs Millionen Jüdinnen:Juden ermordet und der Zweite Weltkrieg mit 60 Millionen Toten ausgelöst.

Judenstern

Ab September 1941 wurden Jüdinnen:Juden in Deutschland mit dem gelben Stern stigmatisiert. Zuvor war er in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten eingeführt worden. Der Stern musste gut sichtbar auf der linken Brustseite der Kleidung getragen werden.

Jüdische Jugendbewegung

1912 gründeten zionistische Studenten parallel zu der um 1900 aufkommenden deutschen Jugendbewegung den ersten jüdischen Wanderbund „Blau-Weiß“. Das jugendbewegte Gemeinschaftsideal sollte jüdischen Kindern und Jugendlichen die Entwicklung jüdischer Identität, von Solidarität und Selbstwertgefühl im Milieu eines wachsenden Antisemitismus in Deutschland ermöglichen.

Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich das jüdische Jugendwandern zunächst nach Form und Ideologien vielgestaltig. Nach 1933 sahen sich jedoch die jüdischen Verbände durch die antijüdische Politik der Nationalsozialisten gezwungen, auf die Auswanderung ihrer Mitglieder nach Palästina zu orientieren.

In enger Zusammenarbeit mit den Organisationen der jüdischen Selbsthilfe und den palästinensischen Kibbuz-Bewegungen wirkte die Jüdische Jugendbewegung an der Rettung Tausender jüdischer Jugendlicher aus Deutschland mit. In den auf die Auswanderung vorbereitenden Institutionen der ‚Hachschara’ und ‚Jugend-Alija’ stand die kollektive Erziehung zur Arbeit im Zentrum, über die die jüdische Jugendbewegung das jugendbewegte Gemeinschafts-Ideal zur Idee der Kibbuz-Gemeinschaft umformte. [TU Braunschweig]

Jüdisches Krankenhaus Berlin

Das Jüdische Krankenhaus genoss auch bei Nichtjuden einen guten Ruf; so wuchs die Patientenzahl stetig und machte 1914 einen Umzug erforderlich, der von Berlin-Mitte nach Berlin-Gesundbrunnen führte.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde 1933 zunächst die Behandlung von „Ariern“ verboten; nichtjüdische Angestellte wurden in der Folge gezwungen, ihre Mitarbeit aufzugeben. Auch die Errichtung von Gestapo- und Polizeidienststellen erschwerte die Lage erheblich. Neben der Sperrung für die Allgemeinheit wurde das Haus zudem schrittweise in ein Ghetto umfunktioniert und als Sammellager zum Abtransport von Berliner Juden in die Vernichtungslager missbraucht.

Jüdisches Museum Prag

Das Jüdische Museum in Prag im Stadtteil Josefov enthält umfangreiche Sammlungen synagogaler Gegenstände der jüdischen Gemeinden aus Böhmen und Mähren. Mit der Errichtung des Museums verbanden die jüdischen Akteure die Hoffnung, ihre wertvollen religiösen Gegenstände vor Vandalismus und Plünderung schützen zu können. Man hielt es zunächst für möglich, sie später zurückzuerhalten, eine Perspektive, die mit der fortschreitenden Verfolgung immer unrealistischer erschien. Von 1943 bis 1945 waren die Sammlungen das Jüdische Zentralmuseum der SS.

Das Jüdische Museum ist an mehreren Orten tätig, darunter der Alte Jüdische Friedhof, die Spanische Synagoge und die Maisel-Synagoge.

Seit einigen Jahren arbeitet das Jüdische Museum Prag an der Herausgabe einer Enzyklopädie der jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren. Bisher gibt es Artikel zu mehr als tausend Stichworten.

Kapo

Kapos waren Häftlinge, die die SS als Aufseher einsetzte. Sie konnten anderen Häftlingen Befehle erteilen und sie bei der SS zur Bestrafung melden. Auch Kapos mussten tun, was die SS ihnen sagte. Sie hatten nur wenig Handlungsspielraum.

Kaserne

Eine militärische oder polizeiliche Gebäudeanlage, in der Soldaten oder Polizisten abrufbereit untergebracht (kaserniert) sind. In Theresienstadt gab es insgesamt zehn Kasernen, die größten sind die Dresdener (Frauenlager) und die Magdeburger Kaserne (Sitz des Ältestenrates, Jüdische Selbstverwaltung).
https://www.ghetto-theresienstadt.de/terezinstadtplan.htm

Kleine Festung

Ein Teil der vor 1800 errichteten Festung Theresienstadt. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei wurde unter der Besatzung durch Nazi-Deutschland im Juni 1940 in der Kleinen Festung ein Gestapo-Gefängnis eingerichtet.

Kommunismus

Kommunismus ist die politische Idee, dass alle gleich sind und gleich viel besitzen sollen. Kommunist:innen erstreben eine Zukunft, in der es keine armen und keine reichen Menschen gibt. Viele von ihnen leisteten Widerstand gegen die Nazis. Die Nazis verfolgten sie und schickten sie in Konzentrationslager. Auch dort leisteten einige Kommunist:innen Widerstand. Nach dem Ende der Naziherrschaft wurden sie in der Sowjetischen Besatzungszone sowie in Teilen Österreichs (Wien) und den Ländern des „Ostblocks“ in der Verwaltung und für die Organisierung des Wiederaufbaus eingesetzt und machten sich verdient um die Verfolgung von Kriegsverbrechern.

Konzentrationslager

In den Konzentrationslagern (KL, später KZ) wurden Häftlinge zur Arbeit gezwungen und waren dem Wachpersonal schutzlos ausgeliefert. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, bauten sie Lager vor allem für politische Gegner:innen, Menschen, die sie aus der Gesellschaft entfernen wollten. Später beuteten die Nazis in den Konzentrationslagern ihnen unerwünschte Minderheiten und Kriegsgefangene aus und töteten sie.

Korruption

Der Missbrauch einer überantworteten Macht oder Entscheidungsbefugnis, verbunden mit der Absicht, einen ungerechtfertigten Vorteil zu erlangen.

Krankenbaracke

Der Ort im Lager, wo die Häftlinge hingehen konnten, wenn sie krank waren. Oft erhielten sie dort aber kaum medizinische Hilfe. Die spartanischen Bedingungen in den „Marodenstuben“ sollten sie möglichst schnell wieder zur Arbeit bringen.

Kriegswirtschaft

Umbau der Volkswirtschaften zu einer Zentralverwaltungswirtschaft durch totale Mobilisierung ökonomischer Ressourcen zur Sicherung der materiellen Versorgung der Armee und der Ernährung der Bevölkerung, um die Kriegsziele im Zweiten Weltkrieg um jeden Preis zu erreichen.

Lagerältester

Chef der Häftlinge mit bestimmten Aufgaben. Die SS machte den Lagerältesten dafür verantwortlich, dass im Lager Ordnung herrschte.

Latrine

Einfache Grube, die als Toilette benutzt wird; Plumpsklo ohne Wasserspülung.

Liga für Menschenrechte

Die Deutsche Liga für Menschenrechte (DLfM) war eine deutsche Menschenrechtsorganisation. Sie wurde 1914 gegründet, war von 1933 bis 1945 im Deutschen Reich verboten und war wieder von 1949 bis 2019 politisch aktiv.

Massendeportationen

Im Herbst 1941 begann das Naziregime die systematischen Transporte der Jüdinnen:Juden aus Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten in die Vernichtungslager.

Nationalsozialismus

Die Nazis (Abkürzung für Nationalsozialisten) wollten die gesamte Macht allein für sich. Sie verfolgten politische Gegner:innen und alle, die sich ihnen nicht unterordnen wollten.

Außerdem teilten die Nazis Menschen nach rassistischen Vorstellungen in Gruppen ein, die aus ihrer Sicht unterschiedlich viel wert waren. Deshalb wollten die Nazis etwa alle Jüdinnen:Juden vernichten.

Die Mehrheit der Deutschen unterstützte die Nazis. Viele hatten dadurch auch persönliche Vorteile. Ab 1933 waren die Nazis in Deutschland an der Macht. 1939 begannen sie den Zweiten Weltkrieg, um die Welt zu erobern.

NSDAP-Parteikanzlei

Der Stab des Stellvertreters des Führers, 1941 umbenannt in Partei-Kanzlei, war als zentrales Führungsorgan der NSDAP an allen wesentlichen Entscheidungen im Partei- und im Staatsapparat beteiligt.

Oderbruch

Ein Naturraum und eine Kulturlandschaft im Osten des deutschen Bundeslandes Brandenburg direkt an der polnischen Grenze. Teile erstrecken sich auf polnisches Staatsgebiet.

Seit der Trockenlegung und Urbarmachung gilt das Oderbruch als herausragendes Beispiel der preußischen Binnenkolonisation des 18. Jahrhunderts. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war es Schauplatz der größten Schlacht auf deutschem Boden (Schlacht um die Seelower Höhen).

Opfer des Faschismus (OdF)

Politische Gegner des NS-Regimes und Oppositionelle, die zwischen 1933 und 1942 aufgrund ihrer politischen Einstellung hingerichtet wurden. In den Konzentrationslagern wurden die politischen Häftlinge mit dem Symbol eines auf die Spitze gestellten, roten Dreiecks kenntlich gemacht. In der Nachkriegszeit wurde der rote Winkel zu einem Symbol der OdF-Hauptausschüsse, einem Zusammenschluss überlebender Verfolgter des NS-Regimes. Aus den OdF-Hauptausschüssen ging die Vereinigung Verfolgter des Naziregimes (VVN), heute VVN-BDA, hervor.

Ostbahn

Im engeren Sinne die 1867 vollendete 740 Kilometer lange Eisenbahnverbindung von Berlin über Küstrin und Königsberg bis Eydtkuhnen an der Grenze zum Russischen Kaiserreich.

Österreich-Ungarn

Eine Realunion in der letzten Phase der Habsburgermonarchie zwischen 1867 und 1918. Sie bestand nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einem Staatenverband auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion).

Palästina

Vor dem Ende des Ersten Weltkrieges war Palästina ein Teil des Osmanischen Reiches. Während des Ersten Weltkrieges hatten die Briten sowohl Juden (nationale Heimstätte in Eretz Israel) als auch Arabern Gebiete im Nahen Osten zugesagt. Nach dem Abschluss des Friedensvertrages von Versailles sprachen im April 1920 die Weltkriegs-Alliierten Palästina dem Vereinigten Königreich zu. Der Völkerbund legitimierte dieses alliierte Übereinkommen, indem er Britannien 1922 das Mandat für Palästina erteilte. Nachdem die UNO im November 1947 die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat beschlossen hatte, gab Großbritannien seine Mandatsherrschaft über Palästina im Mai 1948 auf.

Polenerlasse

Am 8. März 1940 verabschiedete Erlasse der Reichsregierung, mit denen per Polizeiverordnung ein Sonderrecht für in das Deutsche Reich verschleppte polnische Zwangsarbeiter geschaffen wurde. Herausstechendes Merkmal dieser Anordnungen war die rassistisch begründete Vorstellung von einer Minderwertigkeit der „Zivilarbeiter“ genannten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus Polen.

Politische Abteilung

Die Politische Abteilung war ein Teil der Verwaltung in jedem Konzentrationslager. Hier arbeiteten vor allem Beamte der Gestapo und der Kriminalpolizei. Die Abteilung war zuständig für Einlieferungen, Einteilungen, Transporte und Entlassungen von Häftlingen.

Protektorat Böhmen und Mähren, „Reichsprotektorat“

Das Protektorat Böhmen und Mähren war eine formal autonome Verwaltungseinheit auf tschechoslowakischem Gebiet unter nationalsozialistischer deutscher Herrschaft, die von 1939 bis 1945 bestand. Der erzwungenen Abtretung des Sudetenlandes („Sudetengebiete“) im Herbst 1938 folgte der Einmarsch der Wehrmacht in die Tschechoslowakei (Böhmen und Mähren) am 15. März 1939.

Provinz Brandenburg

Die Provinz Brandenburg war eine Provinz Preußens in der Zeit der Monarchie (1815–1918) und des Freistaats (1918–1934). In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Provinz ab 1939 Mark Brandenburg genannt. Im Zuge der Auflösung Preußens ging sie 1947 im Land Brandenburg auf. Die östlich der Oder-Neiße-Linie gelegenen Teile des Territoriums wurden nach Ende des Zweiten Weltkriegs seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt.

Quarantänestation

Medizinische Einrichtung zur zeitweiligen Isolierung von Personen, wenn befürchtet wird, dass diese eine Infektionskrankheit übertragen könnten.

RAA e. V. Strausberg

Der Verein für Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen e. V. (kurz RAA) hatte seinen Hauptsitz in Berlin. Der Verein unterstützte Projekte in Schulen und dem Schulumfeld. 1995 wurden erste Erkundungen zum Wulkower Außenlager initiiert.

Reichsarbeitsdienst

Der Reichsarbeitsdienst (RAD) war eine Organisation im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Ab Juni 1935 wurden junge Männer (vor ihrem Wehrdienst) für sechs Monate zum Arbeitsdienst einberufen. Vom Beginn des Zweiten Weltkrieges an wurde der Reichsarbeitsdienst auf die weibliche Jugend ausgedehnt. Der Reichsarbeitsdienst war ein Bestandteil der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland und ein Teil der Erziehung im Nationalsozialismus.

Rosenstraßen-Protest

Der Rosenstraßen-Protest war, ausgelöst durch die „Fabrikaktion“, die größte spontane Protestdemonstration im Deutschen Reich während der Zeit des Nationalsozialismus. Ende Februar/Anfang März 1943 verlangten „arische“ Ehepartner aus „Mischehen“ und andere Angehörige von verhafteten Juden in Berlin, diese freizulassen.

Rote Armee

Als Rote Armee wird die Armee der Sowjetunion bezeichnet. Die Sowjetunion gehörte zu den wichtigsten Alliierten. Die Rote Armee war maßgeblich an der militärischen Niederschlagung des Nationalsozialismus beteiligt.

Rotes Kreuz

Internationale medizinische Hilfsorganisation.

Rückbau

Die Baracken des Außenlagers Wulkow wurden nach 1945 abgerissen und in umliegenden Ortschaften weiterverwendet.

Sabbat

Der von Freitagabend bis Samstagabend dauernde Ruhetag im Judentum, der mit bestimmten Ritualen begangen wird.

Sadismus

Sadismus wird im allgemeinen Sprachgebrauch für die Freude am Leid anderer verwendet.

Sammellager Große Hamburger Straße 26

Zwischen Herbst 1941 und Frühjahr 1945 deportierte die Stapoleitstelle Berlin etwa 50.000 Juden aus der damaligen Reichshauptstadt in Ghettos im besetzten Mittelosteuropa, nach Theresienstadt und in das Vernichtungslager Auschwitz. Unter Kontrolle der Gestapo erfolgten in den sog. Sammellagern die organisatorische Vorbereitung der Transporte sowie der Einzug der Vermögen der Opfer. In Berlin gab es insgesamt 15 Sammellager; in der Großen Hamburger Straße befand sich ursprünglich ein jüdisches Altersheim. Nach der Zerstörung 1943 zog das Lager in das Jüdische Krankenhaus in der Schulstraße im Wedding um.

Slánský-Prozess

Der sogenannte „Slánský-Prozess“, einer der größten Schauprozesse im gesamten Ostblock, begann am 20. November 1952 und endete sieben Tage später mit elf Todesurteilen und drei lebenslangen Haftstrafen gegen hochrangige Mitglieder der Kommunistischen Partei der ČSR. Die Mehrzahl von ihnen war jüdischer Herkunft. Am 3. Dezember 1952 wurden die Verurteilten gehängt. Ihre Leichname wurden verbrannt und die Asche auf einem Feld außerhalb Prags verstreut. [Radio Prague International]

Solidarität

Die zumeist in einem ethisch-politischen Zusammenhang benannte Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer.

Spätaussiedler

Mit dem Kriegsfolgenbereinigungsgesetz, das am 1. Januar 1993 in Kraft trat, wurde vom Gesetzgeber das Ende der Nachkriegszeit signalisiert. Das Gesetz regelte die „Spät-Aussiedlung“ und brachte eine Reihe bedeutsamer rechtlicher Änderungen. Spätaussiedler ist, wer das Herkunftsland im Wege des Aufnahmeverfahrens nach dem 31. Dezember 1992 verlässt. Neu geregelt wurde die deutsche Volkszugehörigkeit für alle nach dem 31. Dezember 1923 Geborenen. [BVA]

Splittergraben

Ein Luftschutzbauwerk, das Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollte.

SS

Abkürzung für Schutzstaffel. Ursprünglich schützte die SS Adolf Hitler und seine Partei. Später war es auch ihre Aufgabe, Gegner:innen und sogenannte Feinde der Nazis zu ermorden. Dazu errichtete die SS unter anderem Konzentrationslager.

Staatsanwaltschaft

Die für die Strafverfolgung und -vollstreckung zuständige Behörde, als solche ein Teil der Exekutive.

Stockbett

Meist überbelegtes hölzernes Etagenbett zur Unterbringung der Häftlinge in den Baracken.

Strafkommando

Eine Gruppe von Häftlingen, die gegen Regeln verstoßen hatten.

Todesmarsch

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Alliierten sich immer weiter näherten, zwangen die KZ-Wachmannschaften Häftlinge auf sogenannte Todesmärsche. Sie sollten nicht den Befreiern in die Hände fallen. Viele Häftlinge überlebten diese Fußmärsche nicht. Die Wachleute erschossen Häftlinge, die nicht mehr weiterlaufen konnten.

Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Die 1991 neu gegründete Universität ist auf die Geistes- und Sozialwissenschaften konzentriert und bietet Studiengänge in Kulturwissenschaften, Jura und Wirtschaftswissenschaften an.

Untersuchungshaft

Unterbringung eines Beschuldigten in einer speziellen (Abteilung einer) Justizvollzugsanstalt bis zur Hauptverhandlung und Durchführung des Hauptverfahrens.

Urban-Krankenhaus Berlin

Das zunächst über 574 Betten verfügende Krankenhaus begann seinen Betrieb mit der Aufnahme der ersten Patientin am 10. Juni 1890. Der ursprüngliche Komplex bestand mit wenigen Veränderungen bis zum Zweiten Weltkrieg. Bei einem alliierten Luftangriff am 22. November 1943 starben 20 Mitarbeiter und 29 Patienten; rund ein Drittel der Gebäude wurde zerstört.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war auch das Krankenhaus Am Urban am System der NS-Zwangsarbeit beteiligt. Ausländische Arbeitskräfte wurden im Krankenhaus als Ärzte, Pfleger oder Hilfspersonal eingesetzt. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt. Nach Schätzungen ist von 50 bis 100 Personen auszugehen.

Vergeltungsmaßnahme, Racheaktion

Am 27. Mai 1942 verübten tschechoslowakische Fallschirmspringer ein Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich (Operation Anthropoid). Nach einigen Tagen erlag Heydrich seinen Verletzungen. Als Racheakt zerstörten deutsche Polizeikräfte unter Mitwirkung der tschechischen Gendarmerie zwei komplette Ortschaften: Lidice am 10. und Ležáky am 24. Juni 1942. Alle Einwohner wurden dabei getötet oder verschleppt. Darüber hinaus wurden zur Vergeltung landesweit Hunderte von Tschechen festgenommen und in Konzentrationslager nach Deutschland deportiert.

Verlagerungsprojekt

Hier die Vorbereitung und Durchführung der Umsetzung zentraler nationalsozialistischer Dienststellen aus Berlin an weniger von Luftangriffen gefährdete Standorte im Umland der Reichshauptstadt.

Vernichtungslager, Liquidierung

Besondere Konzentrationslager, die in der Zeit des Nationalsozialismus von SS-Totenkopfverbänden im besetzten Polen und Belarus speziell für den Massenmord (die Liquidierung) an Juden aus ganz Europa und weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Personengruppen genutzt wurden.

Veteran

Ein ehemaliger Teilnehmer an einem Krieg.

Volksdeutsche

Deutsche Staatsangehörige oder Volkszugehörige, die in Folge des Zweiten Weltkriegs aus ihrem Wohnort bzw. Heimatgebiet vertrieben bzw. ausgewiesen wurden. Volksdeutsche haben in Siedlungsgebieten Deutscher in einem Ort außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches nach dem Gebietsstand vom 31. Dezember 1937 gelebt.

Wachmannschaft

Das Außenlager Wulkow bewachten vor allem bewaffnete SS-Leute aus den von Deutschland besetzten osteuropäischen Gebieten (so genannte Volksdeutsche). Jegliche Kontakte zu den Häftlingen waren ihnen gemäß Wachvorschrift untersagt.

Warschauer Aufstand

Die militärische Erhebung der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) in Warschau gegen die deutsche Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg vom 1. August bis zum 2. Oktober 1944.

Wehrmacht

Die Gesamtheit der deutschen Streitkräfte in der Zeit von 1935 bis 1945.

Westberlin

Bezeichnung für den Teil von Groß-Berlin, der während der Teilung Berlins ab Ende des Zweiten Weltkriegs von 1945 bis 1990 von den drei westlichen Besatzungsmächten USA, Vereinigtes Königreich und Frankreich verwaltet und ab 1950 mit deren Genehmigung vom Senat von Berlin regiert wurde.

Wiener Mischlingsliga

Eine Gruppe widerständischer Jugendlicher, die alle teiljüdischer Herkunft waren. War die Mutter ursprünglich christlich, also gemäß den Rassegesetzen „Arierin“, konnten eine Jugendliche und ihr Vater die NS-Zeit in Wien überleben. Als Juden mussten sie jedoch Zwangsarbeit leisten und waren schweren Diskriminierungen ausgesetzt. Die Gruppe verübte Sabotageakte und unterstützte jugoslawische Partisanen. Nachdem sie verraten worden waren, wurden die Mitglieder nach Auschwitz deportiert.

Wiener Staatspolizei

Nach Einmarsch der Roten Armee Mitte April 1945 in Wien unterstand der Wiederaufbau des Staatspolizeilichen Exekutivdienstes der sowjetischen Besatzungsmacht. Das führte zu einem relativ hohen Anteil an KPÖ-Mitgliedern („Polizeikommunisten“) in diesem besonders sensiblen Bereich polizeilicher Arbeit während der Zweiten Republik bis zur Unterzeichnung des Staatsvertrags am 15. Mai 1955. Die historische Aufarbeitung dieser besonderen Situation ergab, dass die Wiener Staatspolizei den einzigen Bereich der gesamten staatlichen Verwaltung und des öffentlichen Dienstes darstellte, in dem nach 1945 in Österreich der Anteil der Kommunist:innen am Kampf gegen die Hitlerdiktatur und für die Wiederherstellung eines unabhängigen, demokratischen Österreich tatsächlich in angemessener und gerechter Weise zum Ausdruck kam.
https://www.klahrgesellschaft.at

Wiener Volksgericht

Österreichische Volksgerichte waren zwischen 1945 und 1955 als besondere Gerichte für die Ahndung von NS-Verbrechen zuständig. Zu deren Verfolgung wurden im August 1945 beim Landesgericht Wien und ab Anfang 1946 bei den Landesgerichten Graz, Linz und Innsbruck eigene Senate am jeweiligen Sitz der Oberlandesgerichte gebildet. Die Verfahren wurden nach der österreichischen Strafprozessordnung geführt, Rechtsmittel waren aber außer Kraft gesetzt.
https://hdgoe.at/volksgerichte

Wohlfahrtsempfänger

Innerhalb der Öffentlichen Wohlfahrtspflege führten sozialrassistische Konzepte, antisemitische Ambitionen und finanzielle Interessen seit 1933 zu einer Ausgrenzung jüdischer Deutscher, ohne dass hierzu Gesetze vorlagen. In vielen Städten wurden zunächst jüdische Beamte und Angestellte entlassen, dann jüdische Wohlfahrtsempfänger durch Leistungskürzungen, Arbeitszwang und Isolierung diskriminiert. Diese Praxis der Wohlfahrtsämter mündete schließlich in die zentrale Verordnung vom November 1938, die den Ausschluss der jüdischen Armen aus dem staatlichen Fürsorgesystem dekretierte. [Gruner, W.: Öffentliche Wohlfahrt und Judenverfolgung. Wechselwirkungen lokaler und zentraler Politik im NS-Staat (1933 - 1942). Studien zur Zeitgeschichte, Band 62. München 2002 – ISBN: 3-486-56613-X]

Yad Vashem

Die größte und bekannteste Gedenkstätte in Israel erinnert an die Shoah, die Vernichtung der Jüdinnen:Juden. Die Gedenkstätte sammelt die Namen und Dokumente aller während der Nazizeit ermordeten Jüdinnen:Juden.

Zensur

Kontrolle und gezielte Unterdrückung von Informationen. In Konzentrationslagern kontrollierte die SS Post der Häftlinge und strich Textstellen, die ihr nicht passten.

Zentrale jüdische Feiertage

Die drei wichtigsten Feiertage im jüdischen Leben sind Rosch ha-Schana (das Neujahrsfest), Jom Kippur (das Versöhnungsfest) und Sukkot (das Laubhüttenfest).

Zwangsarbeit

Im Zweiten Weltkrieg besetzten die Deutschen zahlreiche Länder in Europa. Von dort verschleppten die Nazis Millionen Menschen nach Deutschland und zwangen sie zur Arbeit in Fabriken oder in der Landwirtschaft. Kontakte zu Deutschen waren nicht erwünscht. In Wulkow errichteten als Jüdinnen:Juden verfolgte junge Menschen Baracken als Ausweichdienststelle für das Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Dafür wurden sie eigens aus dem hunderte Kilometer entfernten Ghetto Theresienstadt hierhergebracht.

Zweiter Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 mit dem Überfall Deutschlands auf Polen. Die deutsche Armee besetzte nach Polen unter anderem auch Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Frankreich. Im Juni 1941 griff Deutschland die Sowjetunion an. Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 60 Millionen Menschen getötet. Im Mai 1945 ergaben sich die Deutschen. Der Krieg endete im August 1945.

zynisch

Spöttisch, aber zugleich beleidigend oder verletzend.