Gewalt und Strafen

Der Alltag im Außenlager Wulkow war für die Häftlinge von Angst und Gewalt geprägt. Sie waren tagtäglich willkürlichen Strafen ausgesetzt: Dauerappell, Essensentzug, Prügel oder Bunkerarrest. Hauptverantwortlich für die Bestrafung war der Lagerkommandant Franz Stuschka.

Die Häftlinge hatten in den wenigsten Fällen die Möglichkeit, den Misshandlungen zu entgehen, da die Anlässe für die Misshandlungen oft konstruiert waren. Stuschka erteilte seine Befehle zumeist so, dass die Häftlinge sie nicht verstanden und somit falsch ausführten, oder er bestrafte sie, wenn sie seiner Meinung nach zu wenig arbeiteten.

Er misshandelte die Häftlinge in seiner Baracke, die von den Häftlingen „Lachkabinett“ genannt wurde. Dort wurden sie von ihm in furchtbarer Weise geschlagen, meistens mit einem Fahrradschloss, das er immer im Stiefelschaft bei sich trug.

Neben den Prügelstrafen führte Stuschka Dauerappelle durch. Dabei mussten die Häftlinge stundenlang im Freien stehen, auch im Winter bei frostigen Temperaturen, unzureichend bekleidet und ohne Verpflegung. Der Essensentzug war für die Häftlinge eine ständige Bedrohung. Dieser konnte sich von einer Mahlzeit bis zu mehreren Tagen erstrecken.

Für viele Häftlinge war eine der schrecklichsten Stätten im Lager der sogenannte Bunker. Dieser war eine kleine Grube, abgedeckt mit Baumstämmen, Erde und Gras, in der es unmöglich war, aufrecht zu stehen. Im Bunker waren manchmal bis zu 20 Häftlinge eingesperrt – manchmal bis zu mehreren Tagen, nur in Unterhose bekleidet und ohne Essen.

Mitten im Winter ließ Stuschka von den Häftlingen einen großen Vogelkäfig bauen. Er war etwa 2 m hoch und bestand aus Eisenstangen und einem Holzfußboden. Hier wurden die Häftlinge in „leichteren Fällen“ morgens eingesperrt und erst am Abend entlassen.

Nach dem Stauffenberg-Attentat ließ Stuschka im Lager einen Galgen aufstellen. Es fand jedoch keine Hinrichtung statt. Die Häftlinge vermuteten, dass Stuschka Angst vor den Konsequenzen seitens seiner Vorgesetzten hatte.

Neben den physischen und psychischen Verletzungen seiner Opfer war Stuschka auch verantwortlich für den Tod einiger Häftlinge, die er mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ in Konzentrationslager deportieren ließ. Die meisten von ihnen überlebten nicht.

Achtung

Die folgenden Zitate einiger Häftlinge enthalten Beschreibungen erlebter Gewalt im Lager Wulkow