Von Wulkow nach Berlin und weiter
In der Schulstraße in Berlin-Wedding befand sich ab März 1944 das letzte Sammellager für Jüdinnen:Juden in Berlin. Es wurde in einem Teil des Jüdischen Krankenhauses eingerichtet. Diejenigen, die aus Wulkow strafweise weggebracht wurden, kamen zunächst dorthin. Dort trafen sie auf andere Gefangene, denen sie von den Misshandlungen in Wulkow berichteten. Einigen gelang es, sich mit Hilfe des ärztlichen Personals „transportunfähig“ erklären zu lassen. Sie erlebten die Befreiung in Berlin.
„Ich blieb schwer krank im Polizeikrankenhaus in Berlin. 6 Monate war ich dort, weil ich so unter den Folgen litt, dass ich heute noch nicht ganz hergestellt bin. Ich will hoffen, dass diese Bestie den verdienten Tod erhält, weil sie selbst Menschenleben auf dem Gewissen hat.“
Hildegard Kirmes, 1949
„Am 2. Dezember [1944] kam ich mit einem Transport Geiseln [...] nach Berlin und wurde als Schwerkranke auf die Polizeistation des jüdischen Krankenhauses gebracht. Wieder hat mich der Tod gestreift, aber doch wohl noch nicht gewollt, denn ich überstand sämtliche noch stattfindenden Transporte von der Polizeistation nach Ravensbrück und wurde am 22. April 1945 durch den Einmarsch der Russen endlich befreit.“
Käthe Rosenbaum, ohne Jahr
Männliche Wulkower Häftlinge wurden von Berlin ins KZ Sachsenhausen deportiert. Im dortigen Industriehof ermordete die SS im Frühjahr 1945 mindestens 2.000 Häftlinge. Dabei wurden auch Wulkower Häftlinge getötet. Einigen von ihnen gelang es hingegen, bei Ankunft im Lager als politische Häftlinge registriert zu werden. Von da an mit dem roten Winkel nicht mehr als Juden erkennbar, erhöhten sie ihre Überlebenschancen. Einer von ihnen war Albert Jungmann, der den Todesmarsch von Sachsenhausen nach Mecklenburg überlebte.
„Die Leute, die nach Sachsenhausen kamen, waren zur Liquidierung bestimmt. Mir sagte ein Däne im Lager, der selbst Häftling war, es sei ihm gelungen, meine Karteikarte und die eines gew. Hans Edel zu vernichten, so dass wir der Liquidierung entgingen. Fiala, den [Stuschka] wegen angeblicher Spionage nach Sachsenhausen geschickt hatte, und Prinz sind nicht mehr am Leben.“
Albert Jungmann, 1947