Kontakt zu den Angehörigen

Allen Häftlingen fiel die Trennung von ihren Familienangehörigen oder Freund:innen in Theresienstadt schwer. Doch ihre Verpflichtung für Wulkow galt als vermeintliche Überlebensgarantie für die Zurückgebliebenen. Die SS nutzte diese Art der Geiselhaft, um die Wulkower Häftlinge von Fluchtversuchen abzuhalten.

„Die Deutschen haben damals versprochen, unsere Familien, solange wir in Wulkow sind, bleiben in Theresienstadt.“ – „Die SS hatte unsere Familien als Geisel!“

Hanuš Hron, 9. Oktober 2021

Postkarten nach Theresienstadt

Die hauptsächliche Verbindung waren Postkarten, die unterschiedlichen Angaben zufolge einmal in der Woche oder einmal im Monat geschrieben werden durften. In Theresienstadt wie auch in Wulkow wurden Schreibtage eingerichtet. Form und Anschrift der Nachrichten waren vorgegeben. Verspätet abgegebene Post wurde nicht mitgenommen. Die meisten Nachrichten drehten sich um Alltagsdinge, wussten doch alle, dass die Post zensiert würde. Der Lagerkommandant Stuschka war durch seine frühere Tätigkeit als „Postzensor“ im Eichmann-Referat besonders „qualifiziert“ für diese Schnüffelei. So teilten die Wulkower Häftlinge ihren Angehörigen kaum Besorgniserregendes mit, spielten ihnen eine gewisse Sorglosigkeit vor.

Manchmal wurde vom Arbeitsfortschritt berichtet, immer in der Hoffnung, bald wieder nach Theresienstadt zurück zu können. Karel Rutar, von dem auch einige Briefe überliefert sind, übertrieb wohl in komödiantischer Weise, als er seiner Hanka die „komfortable Unterbringung“ und seine Arbeitsbedingungen in Wulkow schilderte. Nur zwei kurze Sätze lassen seine Verzweiflung durchscheinen.

„Das wohnen ist sehr schön. Elektrisches Licht, Brunnen, eine schöne Küche. Es ist eine sehr schöne Lage. Überall ist sehr sauber. Die Nächte sind jetzt schon sehr kalt, aber über den Tag ist herrlich. Ich bin die letzte Zeit sehr abgespannt. Es nützt nichts meine Hanka wir müssen es aushalten. Gute Farbe habe ich auch und es ist keine Sommerfrische. Ich gehe meistens barfuß und erspare Schuhe und es ist gesund. Meine Bekleidung besteht meistens aus der kurzen Hose. Den blaugestreiften Überzug werde ich jetzt wenden. Der ist überhaupt nicht schmutzig.“

Karel an Hana Rutar, 16. August 1944

Heinz Frankenstein erhielt regelmäßig mit Bleistift geschriebene Mitteilungen seiner kranken Mutter. Sie informierte ihn stets über das beschwerliche Leben in der Hausgemeinschaft, ohne über die alltäglichen Entbehrungen im Ghetto Theresienstadt zu klagen. Ihre ganze Sorge galt allein seiner Gesundheit.

„Söhnchen sehe dich vor das du dich nicht erkältest sei vorsichtig mein Junge ich brauche dich so notwendig darum bitte ich dich zieh dich warm an.“

Anna an Heinz Frankenstein, 28. März 1944

(Unterschlagene) Pakete und Hilfssendungen

Zu Weihnachten 1944 kamen Pakete oder Päckchen mit Geschenken aus Theresienstadt nach Wulkow. Es ist auch von Sendungen mit Wäsche und Arbeitsbekleidung zu lesen. Versuche, den Wulkower:innen etwas zu essen zukommen zu lassen oder zuzustecken, wurden von den Lagerwachen vereitelt. Zum Beispiel wurden Pakete mit Essen von Angehörigen den Häftlingen vorenthalten. Der Häftling Albert Jungmann, der aufgrund seiner Tätigkeit im Lager Zugang zu den Paketen hatte, wurde nach der Entwendung einiger Sendungen bestraft. In seinem Erinnerungsbericht schrieb Walter Grunwald, dessen Eltern in Berlin lebten, allerdings auch von besonderen Hilfssendungen. Durch seine Zusammenarbeit mit dem Berliner Brunnenbauer Voss in Wulkow konnten Pakete zwischen Sohn und Eltern ausgetauscht werden. Nach dem Entdecken dieser Hilfssendungen wurde Grunwald von Stuschka brutal zusammengeschlagen.

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