Zitate zum Unterkapitel "Gewalt und Strafen"

Achtung: Die nachfolgenden Zitate enthalten Schilderungen erlebter physischer Gewalt

„Die Anlässe zu Misshandlungen seitens des Angeklagten waren meiner Meinung nach im Allgemeinen konstruiert. Anlass war z. B., wenn Befehle falsch ausgeführt wurden, weil diese zum Großteil so gegeben wurden, dass sie falsch verstanden werden mussten und ich habe den Eindruck gehabt, dass das vom Angeklagten reiner Sadismus war, weil er ganz unberechtigt und unbegründet die Leute oft in furchtbarster Weise geschlagen hat. Er hatte bestimmt keinen Grund dazu, weil der Arbeitseifer der Leute ja immer groß sein musste, da die Arbeitsgruppen von SS-Leuten bewacht und beobachtet wurden […] Man konnte ja gar nicht ruhig stehen und nichts arbeiten.“

 

Zeugenaussage Franz Cernoch vor dem Volksgericht Wien, 15. Dezember 1949

„Es ist möglich, dass der Angeklagte jähzornig war, dass er aber jeden Tag jähzornig war, glaube ich nicht, und aus seinen kühlen hasserfüllten Blicken, die er uns zuwarf, war eher eine gewisse grausame Ruhe herauszulesen, als eine innere Wut, wie es bei einem jähzornigen Menschen der Fall ist.“

Zeugenaussage Herbert Neuhaus vor dem Volksgericht Wien, 15. Dezember 1949

„Einmal mussten wir im Dezember von 8 Uhr abends bis 3 Uhr früh nur mit Unterhosen bekleidet draußen stehen, weil ich tschechisch gesprochen haben soll, dabei versteh ich nicht einmal Tschechisch. Der Angeklagte hat damals angeordnet, dass wir sofort in die Baracke hinein müssen und keiner ein Wort sprechen darf. Als wir dann alle bereits bis auf Hemd und Unterhose ausgezogen waren, ist er wieder hineingekommen und hat uns hinausgejagt, und draußen hat er uns noch das Hemd genommen.“

 

Zeugenaussage Anton Weiss vor dem Volksgericht Wien, 15. Dezember 1949

„Der Zimmermann Rutar erzählte uns in der Baracke, er sei von Stuschka nachts herausgeholt und mit einem Kübel Wasser begossen worden. Es war Winter ca. 18 Grad Kälte. Er hätte eine Zeitlang draußen stehen müssen.“

Zeugenaussage Walter Kormis, 1. August 1947

„Dann hatten wir noch den jüdischen Aufseher Arndt, der es unterlassen hatte, irgendetwas zu melden. Er wurde damals, es war gegen Mittag, vom Angeklagten auf einer Anhöhe, nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, mit dem Gesicht zu einem Baum gestellt, wo er 24 Stunden stehen musste und dabei immer den Baum anzusehen hatte. In der Nacht wurde er in die Baracke des Angeklagten geholt, wo er von diesem mit einem Sessel fürchterlich geprügelt wurde, weil er einmal vom Baum weggesehen hat. […]“

Zeugenaussage Franz Cernoch vor dem Volksgericht Wien, 15. Dezember 1949

„In Erinnerung blieb auch die Misshandlung des Ghettowachmannes Tichauer. Ein Häftling hatte am Tage Kartoffeln vom Acker gestohlen, worauf er vom SS-Mann Broschek geohrfeigt und mit dem Entzug des Mittagessens bestraft wurde. Tichauer dachte, der Vorfall sei somit erledigt und unterließ die Meldung an Stuschka. Einige Tage später wurde Tichauer beim Abendappell von Stuschka vorgerufen.“

Zeugenaussage Franz Cernoch vor dem Volksgericht Wien, 15. Dezember 1949

„[…] Daraufhin hat der Angeklagte ihm die Kappe vom Kopf gerissen, hat einen Holzprügel erwischt und Tichauer damit eine Stunde lang geprügelt. Es war mittlerweile finster geworden. Wir sind noch immer dort gestanden und haben die Aufschläge des Holzprügels gehört, mit dem der Angekl. auf den mittlerweile zusammengebrochenen armen Mann hingeschlagen hat. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie lange das gedauert hat, jedenfalls hat der arme Mensch aber bereits wie ein krankes Tier gewinselt.“

Zeugenaussage Herbert Neuhaus vor dem Volksgericht Wien, 15. Dezember 1949

„Aus den Marodenstuben musste der Ofen auch abmontiert werden, um es den Kranken nicht zu bequem zu machen.“

Erinnerungsbericht Ludwig Breier, ohne Datum

„[…] Und in diesen 3-Meter-Raum waren wir etwa zu zwölft gequetscht, in absoluter Dunkelheit, mit irgendeiner Decke auf dem Boden, aber man konnte weder stehen noch normal liegen oder sitzen. Man konnte nur quer liegen, die Beine an der gegenüberliegenden Wand hochgelegt.“

Interview Jiří Vaniček, 11. Dezember 1993